Das Staatliche Orchester
Thessaloniki gedenkt mit einem historischen Konzert in München der Juden
von Thessaloniki, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden. Das
Konzert wird durch die finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland aus dem Deutsch-griechischen
Zukunftsfonds ermöglicht. Es steht unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten
der Griechischen Republik und wird in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki
durchgeführt.
Ab März 1943 wurden 46.091
Juden aus Thessaloniki mit 19 Güterzugtransporten in verschiedene
Konzentrationslager deportiert. Eine blühende Gemeinschaft der Stadt und mit
ihr das sephardische kulturelle Erbe eines halben Jahrtausends wurden innerhalb
zweier Jahre ausgelöscht. Das Staatliche
Orchester Thessaloniki gedenkt mit einem dichten Programm führender griechischer und jüdischer
Künstler all
derjenigen, die nie zurückgekehrt sind. Die nur 1.950 Überlebenden, die dieser
Hölle auf Erden entkommen sind, haben in der Musik Trost gefunden. Wie ihre
Schicksalsgenossen hatten sie noch auf ihrer Fahrt in die Konzentrationslager das
Lied gesungen „Warte auf mich,
Thessaloniki“.
Freitag, 10. März 2017, 20.00
Uhr
Herkulessaal, München
Staatliches
Orchester Thessaloniki
Musikalische
Leitung: Georgios Vranos
Sopran: Maria Kostraki
Viola: Hara Sira
Akkordeon:
Konstantinos Raptis
und
Gemischter Chor von Thessaloniki (Einstudierung: Mary Konstantinidou)
Konzertprogramm:
Gustav Mahler: Adagietto aus der Symphonie Nr. 5
Betty Olivero: Neharo’t, Neharo’t, Konzert für Bratsche, Akkordeon, Tongerät und Orchester
Dimitri Μitropoulos: Beerdigung
Yiannis Konstantinides: Dodecanesian Suite Nr.1
Mikis Theodorakis: Symphonie Nr.3 (III. Satz) für Gemischten Chor, Sopran und
Orchester
Kartenpreise:
Parkett 30 €
Rang 20 €
München Ticket
tel. 089 54818181
Das
Konzert wird vom
Auswärtigen Amt der
Bundesrepublik Deutschland unterstützt
unter
der Schirmherrschaft des griechischen Außenministeriums
und
in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki
Über das
Programm:
Gustav
Mahler entstammte einer jüdischen aschkenasischen Familie und
war das zweite von insgesamt 12 Kindern. Er wurde in Böhmen geboren und zog noch während seiner
Kindheit mit seiner Familie nach Mähren. Nach seinen eigenen Worten war
es sein großer Schmerz, dass er dreifach heimatlos war: als geborener Böhme in
Österreich, als Österreicher unter Deutschen und als Jude in der ganzen Welt.
Die Sinfonie Nr. 5 ist sein
erstes großes Spätwerk und ist voll von starken und widersprüchlichen Gefühlen.
Der berühmte vierte Teil der Sinfonie ist ein Liebeslied, seiner Frau Alma
gewidmet. Der melodische Dialog der Saiteninstrumente mit der Harfe ist
imponierend. Mahler lässt letztendlich die
Frage unbeantwortet, ob es sich um ein
Liebes- oder Todeslied handelt.
Mary Konstantinidou |
Neharo't
Neharo't ist ein wunderbares Werk der zeitgenössischen
israelischen Komponistin
Betty Olivero, das eigentlich Frauen
und Kindern, die in Kriegsgebieten leben, gewidmet ist. Während die Komponistin
das Werk im Juli 2006 schrieb, war Israel inmitten eines heftigen Krieges mit
der Hisbollah. Sie war tief berührt von
den schrecklichen Bildern der Opfer beider Seiten. Deshalb hat sie Wehklagen
der Mütter, Witwen und Schwestern, die ihre Angehörigen verloren haben, als Bezugspunkt
des Werkes gewählt. Der Titel „Neharo't Neharo't“ bedeutet auf Hebräisch
„Flüsse Flüsse“ und bezieht sich auf die Ströme von Tränen, die von Frauen in
ihrer Trauer verschüttet wurden. Der Titel gibt jedoch einen Hoffnungsschimmer,
da sich der Stamm des hebräischen Wortes „Nahar“ (Fluss) und das Wort „nehara“
(Lichtstrahl) ähneln.
Maria Kostraki |
Die
sinfonische Dichtung von Dimitri
Mitropoulos mit dem Titel Beerdigung
wurde im April 1915 geschrieben und ist eine Manifestation des tiefen Glaubens
des Komponisten. Das Werk war ursprünglich dazu bestimmt, der zweite Teil
seiner "Christus"-Sinfonie zu sein. Diese Sinfonie wurde jedoch nicht
abgeschlossen. Dimitri Mitropoulos zitiert auf dem Umschlag der Partitur aus
einem Ausschnitt des Matthäusevangeliums (Mt 27:59) und aus einem Gedicht von
Victor Hugo. Die „Beerdigung“, so der Komponist, ist nichts anderes als ein
Gebet, eine Wehklage von ganzem Herzen, für denjenigen, der für uns gelitten
hat, für denjenigen, den wir alle lieben und anbeten müssen.
Yiannis Konstantinides
ist in Izmir geboren. Er hat Klavier und Musiktheorie an der Universität der
Künste Berlin studiert. Sein umfangreiches Liedschaffen hat einen echten
griechischen Charakter, da er von der griechischen Volksmusik inspiriert wurde.
Es ist charakteristisch, dass er unter dem Pseudonym Kostas Giannidis sogenannte leichte Musik
(Unterhaltungsmusik) schuf. Er hat eine Vielzahl von Werken mit Bezug auf die
Rhythmen und Melodien der Dodekanes-Inseln komponiert, darunter zwei
dodekanesische Suiten für Orchester. Die Dodekanesische
Suite Nr. 1 wurde im Jahr 1948 geschrieben. Die Suite ist dem Schweizer
Musikwissenschaftler Samuel Baud-Bovy gewidmet, da ihre Themen den beiden
Bänden seiner Sammlung „Chansons du Dodécanèse“ (Lieder aus der Dodekanes)
entnommen sind. Es handelt sich um eine wunderbare Studie der Tänze und Lieder
dieser Inseln.
Konstantinos Raptis |
Die
Sinfonie Nr. 3 von Mikis
Theodorakis ist ein großartiges Mosaik von Melodien. Ihre Thematik basiert
auf dem Gedicht von Dionysios Solomos „I Treli Mana“ (Die verrückte Mutter) mit
Verweisen auf das Gedicht von Konstantinos Kavafis „I Polis“ (Die Stadt). Der
Komponist schrieb die Sinfonie von 1942 bis zur ersten Version der achtziger
Jahre und fügte Material bis zur zweiten
Version der neunziger Jahre hinzu. Im dritten Teil, das als Interludium wirkt,
bearbeitet Mikis Theodorakis byzantinische Hymnen des Karfreitags. Merkmal des
Werkes ist die Erinnerung an den Klang der Glocke der Hagia Sophia. Die Sinfonie
Nr. 3 ist zweifellos eines der Spitzenwerke der
griechischen sinfonischen Musik. Dadurch will der Komponist der ganzen Welt ein
musikalisches Denkmal übermitteln, welches die tiefe Natur des modernen
Hellenismus zum Ausdruck bringt.
Hara Sira |
Georgios Vranos |
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